the story of Mehmet Zuzo

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 Mehmet 59 Jahre alt, und seine Frau Zulka Zuzo, 60 Jahre alt, wurden am 29. Oktober 1993 wurden zu Flüchtlingen des Krieges. Sie mussten ihren Heimatort Jaize in Bosnien verlassen und lebten vier Jahre lang als Bürgerkriegsflüchtlinge in Deutschland

Mehmet 59 Jahre alt, und seine Frau Zulka Zuzo, 60 Jahre alt, wurden am 29. Oktober 1993 wurden zu Flüchtlingen des Krieges. Sie mussten ihren Heimatort Jaize in Bosnien verlassen und lebten vier Jahre lang als Bürgerkriegsflüchtlinge in Deutschland. 1997 kehren sie als eine der ersten Flüchtlinge zurück in ihre alte Heimat. Es wurde eine Reise in die Ungewissheit.

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 Mehmet, der sein Leben lang als Maurer gearbeitet hatte, hielt bis zuletzt aus. Er half in einer Bürgerwehr, die Schäden in der Stadt zu beheben oder für die bosnische Arme Nachschub zu verschaffen und für die Verpflegung zu sorgen. Er wollte seine

Mehmet, der sein Leben lang als Maurer gearbeitet hatte, hielt bis zuletzt aus. Er half in einer Bürgerwehr, die Schäden in der Stadt zu beheben oder für die bosnische Arme Nachschub zu verschaffen und für die Verpflegung zu sorgen. Er wollte seine Heimat nicht aufgeben, wollte den Lebensabend in seinem ländlich gelegenen Haus verbringen. Auf dem großen Grundstück mit den vielen Apfelbäumen, seinen beiden Kühen und den anderen kleinen Tieren. Als die Front schließlich bis auf einige 100m an sein Grundstück heranreichte, musste Hamit, einer seiner beiden Söhne, die in der bosnischen Arme kämpften, den verzweifelten Mann fast mit Gewalt zu drängen, endlich zu fliehen. Jaize war verloren. An diesem kalten Oktobertag zog eine lange, traurige Menschen Karawane nach Travnik. Frauen, Kinder, Alte, sie trugen das, was sie gerade noch mitnehmen konnten in ihren Händen. Manche flüchteten im Nachthemd, nur in Strümpfen.Es folgte eine Odyssey, die Mehmet und Zulka über Zagreb bis nach Hattingen in Deutschland führte, zu ihrer Tochter, die dort bereits lebte und arbeitete. Sie wurden in einem Asylantenheim untergebracht, zu dritt auf 15 m². Mehmet fand eine Arbeit als Maurer, später konnten sie so in eine eigene Wohnung ziehen. Er lebt es sich ganz gut einen Hattingen, spielt Schach in einem Verein, in dem er als Mensch sehr geschätzt wurde. Er ging viel in Hattingen spazieren und traf andere Flüchtlingsfamilien, die das gleiche Schicksal erlitten hatten, auch kroatische und serbische Familien. Hier redeten sie miteinander, in Bosnien kämpften sie gegeneinander. Da waren auch unzählige schlaflose Nächte, in denen er versuchte, seine beiden Söhne in Bosnien am Telefon zu erreichen. Einmal bekam er eine unvollständige Nachricht und wusste ein halbes Jahr lang nicht, ob sein Sohn Hamit nun verwundert wurde oder bereits gefallen war. unzählige Nächte, in denen die Ungewissheit ihn quälte. Hiobsbotschaften erreichten ihn. So erfuhr er, dass in Koketze, einem Nachbardorf von Jaize, 17 Familienmitglieder seiner Frau Zuza in einer Nacht ermordet worden waren.

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 Mehmet wollte nie in Deutschland bleiben. Nicht, dass es ihm nicht gefiele sagte er, nein, Deutschland sei nicht seine Heimat, Deutschland sei nicht Jaize. In all dieser Zeit hatte er nie die Hoffnung verloren, irgendwann einmal wieder in dem Haus z

Mehmet wollte nie in Deutschland bleiben. Nicht, dass es ihm nicht gefiele sagte er, nein, Deutschland sei nicht seine Heimat, Deutschland sei nicht Jaize. In all dieser Zeit hatte er nie die Hoffnung verloren, irgendwann einmal wieder in dem Haus zu leben, dass er mit seinen eigenen Händen gebaut hatte. Irgendwann einmal, wenn der Krieg vorbei sein würde.Im März 1997 entschließt sich Mehmet mit seiner Frau freiwillig nach Bosnien zurückzukehren. Sie wollen zurück in ihre Heimat und dort ihren Lebensabend verbringen. Mehmet will sein Haus wieder aufbauen, den Garten bepflanzen, wieder Tiere halten. Er will Rente beantragen, jetzt wo er alt ist, fast 60. Hier in Deutschland ist er im Moment arbeitslos und seine Aufenthaltserlaubnis läuft demnächst aus. Er wird auch getrieben von der unterschwelligen Angst, sein Haus und sein Grundstück an jemand anderen zu verlieren, wenn er zu spät kommt. Deshalb will er so früh wie möglich zurückkehren, in dieser Phase des Umbruchs, des Wiederaufbaus, nicht erst dann, wenn die Dinge fest gefahren sind.Damals war Bosnien in unterschiedliche Territorien aufgeteilt. Trotz der bosnischen Regierung in Sarajevo gabt es Gebiete, die jeweils kroatisch oder serbisch verwaltet waren und in denen es nur der eigenen Volksgruppe gestattet war, sich wieder anzusiedeln. In einem solchen Gebiet liegt auch Mehmets Heimatort Jaize, der kroatisch verwaltet wurde.

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 Mehmet telefoniert in dieser Zeit ständig mit seinem Sohn Hamit, der in Travnik auf bosnischen Gebiet wohnte. Fragt ihm, wie es um die Möglichkeit stehe, direkt nach Jaize zurückzukehren. Auch bei der Ausländerbehörde in Deutschland erkundigt er sic

Mehmet telefoniert in dieser Zeit ständig mit seinem Sohn Hamit, der in Travnik auf bosnischen Gebiet wohnte. Fragt ihm, wie es um die Möglichkeit stehe, direkt nach Jaize zurückzukehren. Auch bei der Ausländerbehörde in Deutschland erkundigt er sich. Keiner kann ihm genaueres sagen, geschweige denn irgendwelche Garantien geben. Es gibt nur das Abkommen von Dayton, dass jedem Flüchtling zusichert, zu dem Ort zurückzukehren, von dem er fliegen musste. Zumindest auf dem Papier. So sitzen Mehmet und Zulka am 29. März 2019 im Flugzeug nach Sarajevo, doch damals war dies ein Flug in eine sehr unsichere Zukunft.Ihr erstes Ziel ist Travnik, wo sie bei ihrem Sohn Hamit und dessen Frau unterkommen. Die Freude ist groß, sie sitzen um den Tisch herum, lachen und reden. Freunde und Verwandte kommen kurz zu besuch. Sehr spät, als der Trubel sich gelegt hat, sehe ich ihn an, er ist erschöpft, sein altes, faltiges Gesicht lächelt in sich hinein, er tanzt mit geschlossenen Augen langsam zur Musik - er ist wieder in Bosnien.Die nächsten Tage verbringen sie mit damit, langsam anzukommen. Er besucht Freunde und Verwandte und erkundigt sich nach den Formalitäten, die erledigen muss. So bekommt er in Sarajevo von der IOM einmalig 1000 DM (heute ca. 400€) ausbezahlt. Immer wieder stellt er die besorgte Frage, ob es möglich sei, nach Jaize zurückzukehren. Die Menschen berichten ihm von der muslimischen Frau, die vor kurzem in Jaize vergewaltigt wurde. Man habe Sie einfach liegen gelassen und das Haus angezündet, Nachbarn haben sie gerettet. Sie erzählen von den Menschen, die von der kroatischen Polizei angehalten und verprügelt werden, wenn sie nachts durch ein kroatisches Gebiet fahren. Auch von dem gegenseitigen Misstrauen, dass die allgemeine Lage sehr anspannt. So dürfe sich Mehmet nur 4 Stunden, nach der Anmeldung bei der kroatischen Polizei, in Jaize aufhalten. Wenn er geht, muss er sich doch wieder abmelden. Man will vermeiden, dass sich muslimische Rückkehrer dort unkontrolliert ansiedeln.

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 In Travnik liegt die Arbeitslosenquote bei 70 %, Travnik wird der deutschen Ausländerbehörde als sicherer Ort empfohlen. An einem Tag erfährt Mehmet schließlich dort auf dem Amt, dass es in der Stadt keine Wohnung für Flüchtlinge und keine soziale U

In Travnik liegt die Arbeitslosenquote bei 70 %, Travnik wird der deutschen Ausländerbehörde als sicherer Ort empfohlen. An einem Tag erfährt Mehmet schließlich dort auf dem Amt, dass es in der Stadt keine Wohnung für Flüchtlinge und keine soziale Unterstützung geben. Seine Rente könne ihm auch niemand bezahlen. Wenn er nicht bei seinem Sohn leben könne wäre er mittellos. Es gebe im Moment auch keine Möglichkeit für ihn, nach Jaice zurückzukehren. Niemand könne dort für seine Sicherheit garantieren. Das Abkommen von Dayton sei in dieser Beziehung eine Farce. Das inoffizielle Abkommen laute, dass man nur dahin gehen können, wo die jeweilige ethnische Mehrheit lebe - wieder Flüchtling sein im eigenen Land.

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 In den letzten Tagen, die ich bei Memet verbrachte, gruben sich die Sorgenfalten immer tiefer in sein Gesicht. Seine Augen wurden immer trauriger, seinen Gang wurde schwermütig. Er wollte die Situation so einfach nicht akzeptieren. Die nächste Zeit

In den letzten Tagen, die ich bei Memet verbrachte, gruben sich die Sorgenfalten immer tiefer in sein Gesicht. Seine Augen wurden immer trauriger, seinen Gang wurde schwermütig. Er wollte die Situation so einfach nicht akzeptieren. Die nächste Zeit musste er mit seiner Frau bei ihrem Sohn und dessen Frau, die schwanger war in Travnik Leben. Er konnte nicht begreifen, dass man ihn aufgrund seines muslimischen Glaubens nicht nach Jaize ließ. Seine Nachbarn dort waren Kroaten und Serben. Sie alle hatten sich nie viel um Politik gekümmert, auch die Religion des Einzelnen stand nie im Vordergrund, sie lebten dort jahrzehntelang friedlich zusammen. Dann kam der Krieg mit all den Massaker an, all den grausamen Schändungen der Menschenwürde.

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 Als ich einige Tage später nach meiner Abreise mit seiner Tochter in Deutschland telefonierte, erfuhr ich, dass Mehmet öfter nach Jaice, zu seinem Haus fährt, dort notdürftig Schäden repariert und aufräumt. Nein, erlaubt sein das nicht, und nein, er

Als ich einige Tage später nach meiner Abreise mit seiner Tochter in Deutschland telefonierte, erfuhr ich, dass Mehmet öfter nach Jaice, zu seinem Haus fährt, dort notdürftig Schäden repariert und aufräumt. Nein, erlaubt sein das nicht, und nein, er wisse immer noch nicht mit Sicherheit, ob es ihm möglich sein wir zurückzukehren. Der alte Mann gab seine Hoffnung nie auf.

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 Epilog:  Jahre später telefonierte ich noch einmal mit seiner Tochter, leider war ich beruflich zu sehr eingespannt und konnte die Geschichte nicht weiter verfolgen.   Mehmet wurde am Ende seiner Tage für seine Beharrlichkeit, seine Hoffnung und sei

Epilog:

Jahre später telefonierte ich noch einmal mit seiner Tochter, leider war ich beruflich zu sehr eingespannt und konnte die Geschichte nicht weiter verfolgen.

Mehmet wurde am Ende seiner Tage für seine Beharrlichkeit, seine Hoffnung und seinen unbeirrbaren Glauben belohnt. Er verbrachte seine letzten Lebensjahre mit seiner Frau Zuza gemeinsam in ihrem Haus in Jaize.